Description
Deutsche Sprache, schwere Sprache. So müsste diese Platte eigentlich heißen.
Angeblich spielen in Schiach Leute von Pisse, Warriors of Darkness, Heavy Metal, Sick Horse und Muscle Barbie. Das könnte man fast glauben, weil die musikalische Ebene tatsächlich astrein und solide daherkommt, dem englischen Punk entwachsene Messerstechereien: mit fett aufgetragenen Bass-Lines, kratzig krachender Staccato-Gitarre, gerade nach vorne und donnerndem Schlagzeug, irgendwo zwischen Swell Maps auf Speed und der dankbaren Instrumentalebene für Mark E. Smiths drohende Tiraden.
Aber wieso würden sich solche Musiker, die in wichtigeren Bands spielen, für so etwas hergeben? Der wunde Punkt an Schiach: die Texte, dargebracht von einem Großmaul, das wie Johnny Rotten mit bayerischer Sprachbehinderung klingt, von jemandem, der die bayerische „Kultur“ entweder penibel studiert hat oder dieser tatsächlich entspringt. Was ist Bayern? Angeschissene Lederhosen, biertriefende Weißwurstkostüme, chauvinistische Trinkrituale: Das ist Bayern.
Hört man diesem „Sänger“ zu, so wird erneut klar: Dieser Freistaat gehört nicht zu Deutschland. Da hilft es auch nichts, dass die Polizisten Handgranaten tragen dürfen. Das ist in etwa so effektiv, wie einen Blinden für einen Tauben vor den Fernseher zu setzen.
Schiach könnte man euphemistisch als eine Art „Suchmusik“ bezeichnen, bei der man einzelne Wörter verstehen soll – vergeblich. Ein ortskundiger Flüchtling aus Bayern hat uns nun einige Textfragmente in die deutsche Sprache transkribiert, sie lesen sich wie folgt, und das sagt eigentlich schon alles:
„Nur Scheißdreck in der Birne.“
„Habe mich schon lange nicht mehr gewaschen, stinke aber nicht.“
„Da kannst du dich ja selber ruinieren.“
Andere Zeilen, die der Bauernprolet am Mikrofon in missverständlicher Silbenschluckerei von sich gibt, würde man gerne direkt an ihn zurück richten. Hier ein Auszug in deutscher Reinschrift:
„Ich glaube, ich verstehe dich nicht. Ich verstehe dich nicht. Lasse mir endlich meine Ruhe.“
„Du Krüppel, du Kindskopf!“
„Hey, bist du ein Idiot, oder tust du nur so?“
„Wann gehst du denn arbeiten? Gehst du schon arbeiten?“
„Schleiche dich endlich.“
Ein anderes Mal „singt“ dieser Clown: „Solange keiner was dagegen hat.“ Das Problem ist: eine Menge Leute hat etwas dagegen. Der Bandname „Schiach“ – auf Deutsch so viel wie „hässlich“ – ist Programm. Einige Lieder beginnen mit dem Sound eines mysteriösen Beamers aus den 1950er Jahren, der einen in ein Bayern der Jetztzeit transportiert, das nun wohl so etwas wie ein zurückgebliebenes Preußen der 1950er Jahre darstellt. Wie hat Gustav Mahler in einen Brief an einen Freund geschrieben? „Bayern… ein rückständigeres Volk habe ich noch nie gesehen. Breiter als hoch, sie arbeiten nicht, sie waschen sich nicht, sie stinken und kochen ihre Würste in bizarren Zeltbauten. Auch gibt es Verständigungsschwierigkeiten. In meiner Unterkunft habe ich mir einzig einen Tee zum Frühstück bestellt, da mir der Appetit ob der Unkultur im Halse stecken geblieben war. Bekommen habe ich ein Glas mit 1 Liter Inhalt lauwarmen Bieres mit der Aufforderung: ‚Sauf, du Oaschloch!‘ Die Bayern gehen in den Schuhen des Teufels.“
Die bayerische Sprache und alles Dazugehörige sind derb und brutal. Bayern haben um acht Uhr in der Früh schon einen Bierdurst wie andere zu Mittag, und das hört man auch in diesem vor Bauerndialekt strotzendem Werk, das sich im Grunde selber hassen muss. Anders als Gerhard Polt waren die noch niemals in Marseille. Das Ganze ist für und gegen Bayern zugleich.
Kunst? Nein danke.
gez. Rokko
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